marcostoehr
1995 Honda CBR 900 RR Fireblade linke Seite

Meine Honda CBR900RR Fireblade

Da stand sie also, meine Honda CBR900RR Fireblade. Doch noch war es nicht meine. Aus einer Laune heraus schaute ich Mitte 2017 nach einem Motorrad. Ich wollte nach etlichen Jahren oder gar Jahrzehnten wieder auf zwei Rädern unterwegs sein. In Erinnerung an die Honda Fireblade SC28 meines Cousins, suchte ich gezielt solch eine Maschine. Vielleicht nicht die beste Idee. Doch lest selbst.

Im Internet stolpere ich über eine Honda Fireblade im nur rund 55 km entfernten Kerpen. Ich packe Geld ein und fahre los. Vor Ort sehe ich die CBR900RR auf dem Bürgersteig vor dem Haus stehen. Vollkommen ahnungslos betrachte ich die Maschine, gerate ins Schwärmen und höre stupide zu, was der Verkäufer zu erzählen hat. “In den Papieren steht 256, aber die läuft locker 275 km/h. Oder mehr.” preist er sein Motorrad an. Kurze Zeit darauf ist es mein Motorrad. Ich habe einen Kaufvertrag unterschrieben, das Geld übergeben. Eine Probefahrt habe ich nicht gemacht. Wollte mich nicht blamieren. Ich gelobe Abholung am Folgetag und fahre zurück nach Aachen.

1995 Honda CBR 900 RR Fireblade vorne rechts
Honda CBR900RR Fireblade SC28 mit neuerer Front

Nun ergibt sich das Problem mit dem Helm. Ich habe nur den alten Nolan N19R, über den ich hier im Blog schon berichtete. Also fahre ich bei Louis vorbei, nachdem ich online schon eine Vorauswahl getroffen habe. Die verwirft der Verkäufer im Laden direkt. Der gewünschte Klapphelm passt wohl nicht zu meiner Kopfform. Dies bestätigt sich, als ich dennoch verschiedene Helme anprobiere. Also wird es ein Integralhelm mit integrierter Sonnenblende von Shark. In Mattschwarz natürlich, man will ja cool sein. Ich greife noch einen Nierengurt von der Stange und fahre heim.

Dort bemerke ich bei der finalen Anprobe, dass so ein Nierengurt wohl keine Einheitsgröße hat und das Material nicht unendlich dehnbar ist. Der Umtausch gegen ein passendes Modell erfolgt problemlos. Und so steht meine “Motorradbekleidung”: der Helm und ein Nierengurt sind die einzigen echten Motorradklamotten, der Rest sind ein Jeans, eine Softshelljacke und ein paar Lederhandschuhe aus dem Winter. Das darf man echt keinem erzählen. Aber so sitze ich letztlich im Zug nach Kerpen, um meine Honda CBR900RR Fireblade abzuholen.

Vor Ort schleiche ich fast schon in die Seitenstraße, stecke den Schlüssel ins Zündschloss und schiebe die Maschine aus der Straße, um weiterhin etwaige Peinlichkeiten zu vermeiden. Ganz schön affig, oder? Beim Schieben merke ich erstmals das Gewicht der Fireblade. Was ein Brocken. Das hat nichts mit den bis dato gefahrenen Enduros oder den 500er Kawas zu tun. Ich starte die Honda und rolle langsam los. Ich komme mir vor wie ein Fahranfänger. Eigentlich bin ich das mangels Erfahrung auch.

1995 Honda CBR 900 RR Fireblade nachts mit Beleuchtung
Honda CBR900RR Fireblade im Dunkeln

Langsam fahre ich Richtung Tankstelle. Das schalten klappt hervorragend, der Fuß hat die Bewegungen dazu anscheinend noch nicht vergessen. Etwas zu viel am Gasgriff gedreht, zeigt die Maschine kurz, was in ihr steckt. Die 129 PS lassen das Motorrad vorne leicht werden. Sofort lasse ich den Griff zurückdrehen. An der Tankstelle dann etwas Gefummel, da der Tankverschluss hakt. Nach dem Tanken schiebe ich sie vorwärts auf den Parkstreifen und trete einen Schritt zurück. Was ein Biest.

Es hilft nichts, kurze Zeit später begebe ich mich auf die Autobahn Richtung Aachen. Dabei verfluche ich die kleinen Sportspiegelchen aus dem Zubehör, die der Vorbesitzer angebracht hat. Ich sehe so gut wie nichts darin. Ich drehe kurz den Kopf, dann den rechten Griff und fädle mich auf der Autobahn ein. Meine Softshelljacke bläst sich dabei auf wie ein Bremsfallschirm und die Schnürsenkel der Turnschuhe kämpfen mit dem Schalthebel. Ich fahre ungefähr 100 km/h, habe aber das Gefühl, mit 250 km/h unterwegs zu sein. Im Auto merkt man das ja nicht.

Auf der mittleren Spur nähere ich mich einem Mittelspurschleicher. Den gilt es zu überholen. Da ich kaum etwas erkenne im Rückspiegel drehe ich erneut am Gasgriff und hoffe das Beste. Ein kurzer Blick nach unten auf den Tacho, der ungefähr 160 Stundenkilometer anzeigt. Die Honda dreht dabei gefühlt kaum etwas, die Reserve ist groß. Meine persönliche nicht, für heute ist das Limit erreicht. Den Rest der Strecke rolle ich wieder auf der mittleren Spur vor mich hin.

1995 Honda CBR 900 RR Fireblade Cockpit
Honda CBR900RR Fireblade Cockpit

In Aachen begegnen mir mehrere Motorradfahrer, die alle freundlich grüßen. Das hatte ich ganz vergessen. Gefiel mir, also grüßte ich lässig zurück. Daheim wuchtete ich die CBR900RR rückwärts in die Garage. Gar nicht mal so leicht. In den Folgetagen freute ich mich jedes Mal, wenn das Garagentor aufschwang. Ich fuhr nur kleinere Runden durch die Stadt, erledigte irgendwelche Besorgungen und fuhr etwas über Landstraßen. Dabei stellte ich mehrfach fest, dass mir die Übung fehlte und ich wie ein Affe auf dem Schleifstein saß, was bei 1,91 m Körperlänge schon komisch aussieht.

Als ich dann zweimal fast unschuldig in Unfälle verwickelt wurde, weil man mich nicht sah oder meine Geschwindigkeit falsch einschätzte, war der Entschluss gefasst: meine Fireblade musste gehen. Etwas Höheres muss her. Und so veräußerte ich die Honda nach ein paar Modifikationen während der kurzen Zeit in meinem Besitz wieder. Leider gibt es bis heute keinen Ersatz, aber vielleicht ändert sich das ja noch.

Nachfolgend noch ein paar Bilder von meiner Honda CBR900RR Fireblade:

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