Eigentlich müsste es korrekterweise Testbericht Citroën DS3 Racing THP 200 heißen, aber wollen wir mal nicht so kleinlich sein. Ich rolle meinem Vordermann hinterher, eine Hand am Lenkrad, die andere locker auf dem Schaltknüppel des manuell zu schaltenden Sechsganggetriebes liegend. Als der rollende Bremsklotz vor mir glücklicherweise in einer Kurve abbiegt, schaltet die rechte Hand kurz einen Gang zurück, während der rechte Fuß das Gaspedal Richtung Bodenplatte tritt. Die nun an der angetriebenen Vorderachse zerrenden Kräfte in Verbindung mit einer leichten Bodenwelle rufen sofort die mahnenden, wenn auch über 20 Jahre zurückliegenden Worte meines Fahrlehrers aus dem Gedächtnis hervor: „Beide Hände ans Lenkrad!“
Den Ratschlag befolgend geht es weiter durch die langgezogene Kurve. Langsam schiebt der französische Dreitürer im Sporttrim bei etwas überhöhtem Tempo erst über die Vorderräder, bevor das Heck langsam leicht wird und sich verselbständigen möchte. Dies ist bei eingeschaltetem ESP alles leicht zu kontrollieren, bei abgeschaltetem elektronischen Helfer noch besser, wenn man denn weiß wie. Definitiv sollte man in diesem Wagen wissen, was man tut und im Ernstfall das ESP eingeschaltet lassen. Der Citroën DS3 Racing ist nicht einfach nur ein Sondermodell der schönen Baureihe, sondern eine Fahrmaschine, die eine gewisses Können auf Seiten des Fahrers voraussetzt.
Kampfansage
Als Kontrastfarbe für einen schwarzen Wagen ausgerechnet orange zu wählen, ist sicherlich gewagt, aber auch eine klare Kampfansage. Wie die 207 PS, die unter der Haube darauf warten, der fröhlichen Kriegsbemalung Taten folgen zu lassen. Und das können sie am besten, wenn die Nadel des Drehzahlmessers die Marke von 3.500 Umdrehungen passiert. Davor wirkt er fast schon ein wenig träge im Vergleich, wobei er natürlich auch aus dem Stand heraus ordentlich Gummi auf der Straße liegen lassen könnte. Wenn die auf den sehr auffälligen Felgen montierten Reifen der Dimension 215/40 R18 nicht so teuer wären. Ohne Traktionsprobleme soll der gerade einmal 3,95 Meter kurze Franzose in 6,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, was ich Citroën ohne es nachzumessen einfach mal glaube. Dafür muss man flott schalten und den Rest der Zeit das Lenkrad, wie oben erwähnt, gut festhalten.
Hier kann ich dann auch einen persönlichen Kritikpunkt anbringen. Das Lenkrad sieht mit seinem abgeflachten unteren Teil sowie den Carbon-Einlagen sicherlich toll aus, packt sich aber wegen der durch den Materialmix entstehenden Kante nicht toll an. Gerade wenn man, wie beschrieben, etwas fester zupacken muss, um den DS3R, wie die Insider den Wagen kurz nennen, auf Spur zu halten. Immerhin gibt es keine störende Knöpfe im Lenkrad, denn bei Citroën setzt man noch immer auf die altbewährten Bedienungssatelliten hinter dem Volant, wie der Franzose so schön sagt. Für mich persönlich super, kenne ich diese doch noch aus den 90er Jahren.
Typisch französisch
Auch sonst geht es sehr konventionell zu. Neben der bereits genannten Handschaltung gibt es eine herkömmliche Handbremse mit entsprechendem Hebel, manuell verstellbare Schalensitze und ein kompromissloses Fahrwerk, dass nach längeren Fahrstrecken auf schlechtem Untergrund für Verspannungen im Nacken sorgt. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu alt für solche Autos.
Sébastien Loeb, der in seinem privaten Fuhrpark auch einen DS3 Racing hat, würde mich wegen dieser Aussage vermutlich auslachen, schließlich ist er nur zwei Monate jünger als ich und hat in einer noch herberen Version des Wagens, nämlich einem Citroën DS3 WRC, 2012 seinen neunten Weltmeistertitel in der Rallye-Weltmeisterschaft geholt. Ich habe in dem Jahr mit dem DS3 Racing nur eins geholt: einen Röhrenfernseher mit 51er Bildschirmdiagonale. Das zeigt, dass der DS3 an sich natürlich eine gewisse Alltagstauglichkeit hat, die ihm auch in der Version als Racing nicht verloren geht. Auch wenn das Klappen der vorderen Sitze in dieser Version eher eine Fummelei ist. Ich vermute aber einfach mal, dass die wenigsten Besitzer eines DS3 Racing ständig mit vier Personen durch die Gegend fahren.
Seltenheitswert
Wenig ist ein ein schönes Stichwort, denn der Citroën DS3 Racing ist limitiert auf 2.000 Stück. Bei dem stolzen Einstandspreis von 30.990,- Euro sollte er das allerdings auch sein, um das Sammlergefühl zu wecken. Denn sonst wäre es ja „nur“ ein technisch verbesserter DS3. Wer es noch exklusiver mag, der kann zum auf nur 200 Stück limitierten Citroën DS3 Racing S. Loeb greifen, der auf dem Racing basiert und mit weiteren Veränderungen auffällt. Beiträge und Bilder zu dieser mattschwarzen Version findet ihr unter anderem bei Teymur Madjderey von icedsoul photography, bei dem auch eine „normaler“ Racing in der unauffälligeren Farbkombination weiß / grau zu sehen ist, und auch Sebastian Bauer von passion:driving hat über die S. Loeb Edition geschrieben.
Zurück zum von mir getesteten flotten Flitzer, an dem allerdings nicht alles schnell ist. So dauerte die Routenberechnung des optionalen Navigationssystems „MyWay“ teilweise fast schon so lang wie das gleichnamige Lied von Frank Sinatra. Und auch in Sachen Musik sollte man sich je nach eingelegter CD in Sachen Geduld üben. Aber wenn alle Systeme erst einmal laufen, gibt es nichts zu bemängeln. Die Navigation ist klar, der Sound der Anlage durchaus hörbar und das Radio zeigt sogar den aktuellen Interpreten und Song an. Warum man der Logik nach die Bedienung des Radios nicht direkt unter dem Bildschirm und damit die Bedienung der Heizung / Klima weiter unten platziert hat, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.
Eine Art Fazit
Doch genug genörgelt, der Sound des DS3 Racing wird den meisten Fahrern eh schon reichen und dieser ist bei flotter Gangart echt angenehm. Der Verbrauch ist dann natürlich entsprechend hoch, hat mit der Werksangabe nichts gemein. 11,6 Liter vermeldete der Bordcomputer. Eigentlich wenig, wenn man bedenkt, wie der Franzmann hier die Serpentinen rauf und runter gescheucht wurde. Im Alltagseinsatz und mit angepasster Fahrweise lässt sich der Verbrauch des 1,6-Liter-Turbo-Motors sicherlich in einen einstelligen Bereich drücken. Ein Tanklaster ist also gar nicht von Nöten, wenn auch nicht schlecht.
Lange Rede, gar kein Sinn: der kurze Test hat gezeigt, dass dem DS3 Racing der Spagat zwischen der Alltagstauglichkeit des normalen DS3 und seinen sportlichen Ambitionen ganz gut gelingt. Natürlich darf man keinen reinrassigen Sportwagen erwarten, aber auch so dürfte der Wagen für ein breites Grinsen im Gesicht des Fahrers und erstaunte Blicke bei allen anderen Verkehrsteilnehmern sorgen. Technisch versierte Beschreibungen findet ihr beim weiter oben im Text verlinkten Sebastian, dem Fahrwerksflüsterer. Bei Jens von Rad-ab.com findet ihr zudem noch einen weiteren Fahrbericht sowie wesentlich bessere Bilder vom hier gezeigten Testwagen.
Im Anschluss folgen noch meine weiteren Bilder vom flotten Franzosen im auffälligen Gewand:
[…] Denn grundsätzlich hatte sich der Wagen im Vergleich zum hier im Blog bereits getesteten Citroën DS3 Racing THP 200 ja nicht verändert, die technischen Daten blieben gleich. Und das war gut zwei Jahre her. Damals […]