Prolog
Beim Begriff Bullitt wissen zumindest die älteren oder halt total autoverrückten Leser Bescheid. Das Sondermodell nimmt natürlich Bezug auf den Film aus dem Jahr 1968, in dem Steve McQueen in der Hauptrolle einen damals neuen 68er Ford Mustang 390 GT fuhr. Die Verfolgungsfahrt im Film gelangte zu Ruhm, da McQueen sie einerseits selbst fuhr und sie andererseits in einem Stück gedreht wurde. Der Wagen wies ebenso wie die Neuauflage einige geringfügige Modifikationen auf und somit konnte man 40 Jahre später diesen Mythos noch einmal aufleben lassen.
So kam es, dass ich damals den aktuellen 2008er Ford Mustang GT als besagtes Sondermodell „Bullitt“ pilotieren durfte. Im Unterschied zum Original aus dem Film war das von mir gefahrenen Fahrzeug aber schwarz, der Mustang im Film dunkelgrün. Und obwohl auch die Neuinterpretation 40 Jahre später in genau diesem grün zu bekommen war, kaufte mein Bekannter den Wagen in schwarz – definitiv ein Stilbruch. Das wäre so, als würde man eine Dodge Charger Neuauflage der letzten Generation mit den bekannten General-Lee-Aufklebern versehen und rosa anstatt orange lackieren.
Design
Natürlich hatte Ford sich mit diesem Sondermodell Mühe gegeben. Bereits von außen gab es Merkmale, die denen des 68er Mustangs glichen. So fehlte dem neuen Bullitt-Mustang ebenfalls das Pony im Kühlergrill (wer das Pony an der Front vermisst, sollte mal in den Bereich um den Rückspiegel schauen, denn dort ist noch eins zu entdecken) und weitere Embleme sind ebenfalls selten. Nur am Heck befand sich anstelle des sonst üblichen Ford-GT-Logos ein Bullitt-Zeichen. Außerdem wurden Felgen im gleichen Design und mit gleicher Farbe wie beim 40 Jahre alten Vorgänger verwandt.
Nach dem Öffnen der Fahrertür „stolpert“ man über ein weiteres Bullitt-Indiz: den passenden Schriftzug auf der glänzenden Einstiegsleiste. Die Türverkleidung wurde von Kunststoff dominiert. Am auffälligsten waren dabei die monströsen Lautsprecher, die sich mit ihren sichtbaren Schrauben gar nicht ins Gesamtbild integrieren mochten und einfach nur billig wirkten. Falls dem autoaffinen Leser die Knöpfe zur Spiegelverstellung bekannt vorkommen: die gleichen gab es schon in den 90ern in jedem Ford Escort, Mondeo, usw. Hier bediente man sich einfach im Teileregal.
Da es sich damals um einen Neuwagen handelte, waren überall auf dem Armaturenbrett noch die Schutzfolien zu finden, die das Dekor in Alu-Riffelblech-Optik vor Kratzern schützen sollten. Dieses sah zwar gut aus, blendete aber je nach Stand der Sonne extrem. Das Lenkrad, mittig auch mit einem Bullitt-Logo versehen, lag von der Dicke her gut in der Hand, das Leder zeigte sich aber wenig griffig. Die Tasten im Lenkrad dienten der Bedienung des Tempomats. Das Armaturenbrett warf keine Fragen auf, alle Instrumente und Schalter waren vergleichsweise übersichtlich angeordnet. Einzig der Tacho war ein wenig gewöhnungsbedürftig, da hier die Angabe der Meilen natürlich größer geschrieben war als die Kilometerangaben. Immerhin ließ sich der Bordcomputer auf km und Liter / 100 km umstellen.
Fahreindrücke
Der Fahreindruck des amerikanischen Coupés war durchwachsen. Nach dem Dreh des Zündschlüssels brüllte der Mustang erwartungsgemäß los. In Sachen Geräuschkulisse haben sich die Ingenieure viel Mühe gegeben, die X-Pipe-Anlage mit den beiden Endrohren machte ordentlich Lärm. Im Leerlauf blubberte der Achtzylinder angenehm vor sich hin. Jeder Gasstoß wurde mit weiterem Gebrüll quittiert. Bei getretener Kupplung umfasste die Hand den Aluschaltknauf und ich war erstaunt, wie kurz die Schaltwege sind. Extrem kurz. Fast schon zu extrem. Und leider auch ein wenig zu hakelig. Man musste sich schon anstrengen, um die richtigen Gänge zu treffen und dann auch einzulegen. Der Antritt in den ersten Gängen war ganz gut, was sicherlich daran lag, dass Ford im Bullitt-Mustang eine kürzer übersetzte Hinterachse verbaut hatte. Laut dem Test eines amerikanischen Motormagazins soll der Bullitt-Mustang damit den Sprint von 0 auf 100 km/h in rund 5 Sekunden erledigen. Nicht schlecht für ein solches Schwergewicht, denn rund 1.650 kg brachte er auf die Waage. Gefühlt war die Beschleunigung allerdings nicht so schnell, wie es einem der brüllende V8 vermitteln mochte. Insgesamt ließ es sich aber zügig vorankommen.
Die Lenkung war dabei relativ direkt, für einen Sportwagen aber etwas zu schwammig. Ebenso wie das Fahrwerk, das zwar straffer als das des normalen GT sein sollte, aber wohl mehr Richtung Alltagstauglichkeit abgestimmt wurde. Dies machte sich bei schnellen Lastwechseln leider auch negativ bemerkbar. Hier musste man scheinbar Kompromisse eingehen. Das ist aber nichts, was sich mit Teilen aus dem Zubehörmarkt nicht in den Griff bekommen ließe.
Fazit
Rund 31.000 US-$ kostete der Bullitt-Mustang in der Grundausstattung und damals war das aufgrund des niedrigen Dollarkurses ein richtiges Schnäpppchen, wenn man mit den hiesigen Preisen verglich. Da lohnte sich sogar der eigene Import und die Umrüstung samt Abnahme bei den deutschen Behörden. Und damals war so ein Mustang echt noch ein Headturner. Ob das heute auch noch so ist, wage ich zu bezweifeln, denn er wirkt mittlerweile fast schon zu harmlos.
Nachfolgend noch einige Fotos vom Bullitt Mustang aus dem Jahr 2008: