Tatsächlich ist mein Fahrbericht zum Porsche 911 Targa 4S ein eher kurzer. Zwar hatte ich ein paar mal die Möglichkeit, den 2016er Porsche 991, wie er offiziell heißt, zu fahren, aber dies waren oft nur kurze Fahrten. Doch beginnen wir am Anfang der Geschichte.
Der Herr, der einen Porsche 911 immer zu „Mainstream“ fand und eher automobile Exoten pilotierte, präsentierte mir irgendwann das Inserat eines Elfers. Etwas irritiert schaute ich auf den Monitor. Dann wurde klar, dass es nicht ganz so Mainstream war. Es sollte ein Targa sein. So wie es sie früher schon mal gab. Mit feststehendem Überrollbügel. Und natürlich sollte er nicht Schwarz oder Silber oder Weiß sein sondern blau. Miami blue hieß die Farbe wohl bei Porsche. Leider war der gezeigte Wagen beim örtlichen Autohaus aber nur der mit der kleinen Motorisierung und 370 PS reichen offensichtlich nicht fürs Cruisen zur Eisdiele. Und so wurde ein 4S gesucht.
Irgendwann klingelte das Telefon, ein Wagen war gefunden, der Papierkram erledigt. Nun ging es zur Abholung. Der Wagen sprang einem im Porsche-Zentrum direkt ins Auge. Zwischen den ganzen trist lackierten Modellen des Hauses war der miamiblaue Targa das einzig auffällige Auto. Nach einer kurzen Einweisung durch den Verkäufer öffneten sich die Tore und Besitzer fuhr vom Hof. Ich folgte mit dem Wagen, mit dem wir hergekommen waren. Aber nur kurz, auf der Autobahn fuhr mir der Neunelf erwartungsgemäß schnell davon.
420 PS schöpft der Wagen aus dem turboaufgeladenen 3-Liter-Motor. In diesem 4S wird die Kraft mittels 7-Gang-Automatik (Doppelkupplungsgetriebe) an alle vier Räder übertragen. 301 km/h Höchstgeschwindigkeit stehen im Fahrzeugschein. Etwas um die 4 Sekunden soll er damit für den Sprint von 0 auf 100 Stundenkilometer benötigen. Dank Launch Control, von deren Existenz der Besitzer nicht mal etwas wusste, geht das alles wie von selbst. Das ist das Gute daran. Das ist das Schlechte daran.
Denn diesen Porsche 911 Targa 4S Typ 991 kann jeder fahren. Selbst meine Mutter, die noch einen grauen Führerschein in der Schublade liegen hat und vermutlich seit den 80er Jahren kein Auto mehr gefahren ist. Das hat mit dem nervösen Porsche 911, über den ich hier im Blog schon berichtete, wenig zu tun. Und das ist das Problem. So richtig möchte da kein Spaß aufkommen. Der Wagen ist für Menschen mit entsprechendem Portemonnaie gedacht und die sind häufig älteren Baujahres und haben es gerne komfortabel.
Und so säuselt der immerhin optisch auffällige Porsche durch die Innenstadt, wenn man nicht den Knopf mit dem Auspuffsymbol in der Mittelkonsole drückt. Und wenn man nicht alle Fahrmodi auf Sporttrim stellt. Ich will nicht behaupten, dass der Elfer im Grenzbereich langweilig ist, im Alltag schon irgendwie. Apropos Alltag: hier sollte man nicht vergessen, dass so ein Elfer hinten breiter ist als vorn. Sonst bleibt man auch mal an Blumenkübeln hängen und alleine der klassische Aufkleber vor dem hinteren Radlauf kostet bei Porsche ein kleines Vermögen. Habe ich gehört.
Ansonsten kümmern sich beim örtlichen Handwäscheservice auch gerne mal drei Mann gleichzeitig um den Porsche. Seinen reiz hat er also prinzipiell noch immer. Wer also ein schnelles Statussymbol mit Kultcharakter sucht, ist mit dem Porsche 911 Targa 4S bestens bedient. Vor allen Dingen in Miamiblau. Weitere Bilder davon gibt es in der nachfolgenden Galerie:
[…] Für Liebe auf den zweiten Blick reichte es also auch nicht. Mittlerweile habe ich einen weiteren Porsche 911 bewegt. Ob es also Liebe auf den dritten Blick war, verrate ich dann im entsprechenden Beitrag. Bis […]