Auf einer damals häufiger gefahrenen Strecke von Kall Richtung Gemünd (Schleiden) oder andersherum sahen man oft die üblich modernen Regionalbahnen in roter Lackierung – also wenig spektakulärer Personennahverkehr auf den parallel zur Straße verlaufenden Gleisen. Doch eines schönen Tages entdeckte ich in weiter Ferne ein fast schon vergessenes Fahrzeug vergangener Tage: einen alten Schienenbus aus den fünfziger Jahren.
Der häufig auch in rot lackierte, aber niemals an die Deutsche Bahn ausgelieferte MAN Schienenbus, war laut Beschriftung bei der RSE Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH im Einsatz und wies eine abweichende Lackierung in grün-weiß auf. Die seitlich erwähnte Nummer VT 23 machte eine Identifizierung dann auch für mich als Laien in Sachen Schienenfahrzeugen ganz leicht.
Der VT 23 (das VT ist die Abkürzung für Verbrennungstriebwagen) stammt aus dem Jahr 1956 und wurde 1998 von der RSE vom zweiten Besitzer gebraucht gekauft. Er verfügt wie die meisten MAN Schienenbusse über zwei Motoren. Diese Sechszylinder Diesel stammten ebenfalls aus dem Hause MAN und leisteten 1956 je 150 PS. Die Kraftübertragung war bei den MAN-VT auf mehrere Arten möglich. Es gab Schalt- oder Strömungsgetriebe. Welches beim VT 23 zum Einsatz kommt, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Höchstgeschwindigkeit des 16,2 Meter langen Gefährts liegt bei 80 km/h.
20,5 Tonnen bringt der Koloss auf die Waage und ist vor allen Dingen bei Fahrten mit anderen angekoppelten Schienenfahrzeugen ein imposanter Hingucker. Ich mochte den auf jeden Fall, da ich einerseits ja alte Technik mag und andererseits diverse Schienenbusse über die Modelleisenbahn meines Vaters fuhren. Nostalgie pur. Nicht nur für Trainspotter.